Über uns

Schützenstraße, Schießstättenweg, Zielstattstraße….. Wer Bescheid weiß, entdeckt in unseren Gemeinden viele Hinweise auf die einstmals so wichtigen Bürgerwehren, aus denen im Lauf der Zeit die Schützenvereine entstanden sind. Auch in Aubing gibt es einen solchen Traditionsverein, die Schützengesellschaft Aubing 1873 e.V. Sie ist in der Sektion München-West Land ( www.gau-suedwest.de ) einer der ganz alten und mit 101 Mitgliedern der stärkste Schützenverein. Alle großen Namen des „alten Aubing“ liest man da, die Ubostraße rauf und runter, und viele sind schon jahrzehntelang Mitglied oder gar ein halbes Jahrhundert. In den Chroniken kann man lesen, dass sich zur Gründung 1873 immerhin 50 Aubinger Bürger zusammengefunden hatten. So richtig zu einem regelmäßigen Sportbetrieb und entsprechendem gesellschaftlichen Leben kamen die Bauern und Handwerker allerdings nur im Winterhalbjahr.

Aus dieser und wahrscheinlich noch viel älterer Zeit stammen die sorgsam weitergegebenen Traditionen, die prächtige Kette für den Schützenkönig, die immer schwerer wird, weil jedes Jahr vom Sieger ein neuer Taler dazugestiftet wird, die Wurstkette für den zweiten, die Brezenkette für den dritten. Feste werden heute noch nach altem Brauchtum gestaltet. Das „Highlight“ des Jahres z.B., das Königsschießen, beginnt frühmorgens und dauert bis spät in die Nacht. Der Schützenkönig wird durch nur einen Schuss ermittelt, der gesellige Teil beginnt mit einem Auftanz. Natürlich ging es schon damals nicht mehr um die tatsächliche Verteidigung des Dorfes. 

Eher um einen Zeitvertreib an den langen Winterabenden ohne Fernsehen oder Computer. Nur während des letzten Krieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit waren solche Betätigungen verboten. Die traditionelle Schützenkette war in einem Einmachglas im Boden vergraben. 1952 kam es zur „Neugründung“. Seither hat sich viel geändert. Schießen ist ein anerkannter Leistungssport, die Schützengesellschaften nach den Fußball- und Turnvereinen übrigens die meistfrequentierten Sportvereine in Deutschland.

Feuerte man anno dazumal in der einfachen Alltagsjoppe los, so gibt es mittlerweile schwere, enge Lederkleidung, die freilich hilft, sich ruhig zu halten. In Aubing schießt man mit dem Luftgewehr, auf zehn Meter Distanz, auf „Scheiben“, die so groß sind wie gerade mal ein Zweimarkstück.

Was denn den Reiz des Schießens ausmacht, frage ich die 1. Schützenmeisterin Klara Eberl-Pfeil, ehemals die „Pfeil Stutzi“, die seit ihrem 13. Lebenjahr schießt und mit der Aubinger Damenmannschaft sogar schon Bayerische und Deutsche Meisterin geworden ist. Der sportliche Ehrgeiz sei es in erster Linie, meint sie. Schießen ist ein enorm anstrengender Sport, der ungeheure Konzentration verlangt und wohl hauptsächlich über den Kopf läuft. Das wesentliche ist die mentale Verfassung, die Wettbewerbsstärke, die Willensstärke und Zielgenauigkeit. 

Außer dem Sport ist noch viel los im Jahr: Generalversammlung im März, Königsschießen im Juni, Weihnachtsschießen. Aber auch Geburtstage werden mit sportlichen Wettkämpfen gefeiert, bei denen man vom Geburtstagskind gestiftete, besonders schöne Scheiben gewinnen kann. Oder man kommt zum „Osterschießen“ und schießt sich einen Schinken. Schade ist es, dass nicht mehr in Aubing geschossen werden kann, nach den langen Jahren „beim Fischmüller“. Seit dem Jahr 1992 hat man einen Vertrag mit der Stadt München in der Pasinger Bezirkssportanlage, die mit ihren modernen Anlagen nun eine optimale Schießausbildung möglich macht.

Jeden Mittwoch abend trifft man sich dort. Vorher, von 18 bis 20 Uhr, wird von den beiden Sportleitern die Jugend betreut. Gerade in der Jugendarbeit macht sich der Sog der Großstadt mit ihren vielfältigen Unterhaltungsmöglichkeiten bemerkbar und bereitet den Vereinen schon Sorgen. 


In der modernen Großstadt müssen Traditionsvereine zunehmend um Akzeptanz kämpfen. Schießen stößt leicht auf Unverständnis und schnelle Vorurteile.

Daß Schießsport nichts mit Militarismus zu tun hat, muß oft genug erkärt werden.

Bei der Schützengesellschaft Aubing v. 1873 eV wird nicht nur der Sport hochgehalten sondern auch Tradition und Geselligkeit, – nicht nur im Verein……Das Aubinger Herbstfest ist nur möglich geworden durch den Freiflächenverein, zu dessen Gründungsmitgliedern selbstverständlich die Aubinger Schützen gehören. Die Hundertfünfzigjahrfeier wird ein großes Fest für den Aubinger Stadtteil, mit Festzelt, Umzug und allem, was dazugehört. Ob das eine individualisierte Fun-Gesellschaft auch leisten kann? Für Aubing ginge viel verloren ohne die Vereine. Aber so sieht es ja Gott sei Dank noch nicht aus………